2022: Anstieg der weltweiten Insolvenzen um 33 Prozent

Pressemitteilung

Trotz robuster Wachstumsraten der Weltwirtschaft dürfte die Zahl der Unternehmenspleiten im Jahr 2022 weltweit um 33 Prozent steigen. Das ist das Ergebnis einer Studie des Kreditversicherers Atradius.

Köln, 11. Oktober 2021 – Trotz robuster Wachstumsraten der Weltwirtschaft dürfte die Zahl der Unternehmenspleiten im Jahr 2022 weltweit um 33 Prozent steigen. Das ist das Ergebnis einer Studie des Kreditversicherers Atradius. „Mit dem Ende staatlicher Stützungsmaßnahmen und dem in Teilen künstlichen Erhalt von Unternehmen wird die Zahl der Insolvenzen wieder auf ein normales Niveau steigen“, sagt Thomas Langen, Senior Regional Director Deutschland, Mittel- und Osteuropa.

Der Kreditversicherer Atradius erwartet, dass die Insolvenzen in den meisten Märkten im Gesamtjahr 2022 deutlich zunehmen werden. 2021 werden die weltweiten Insolvenzen voraussichtlich einen leichten Rückgang von einem Prozent gegenüber dem Vorjahr aufweisen, gefolgt von einem starken Anstieg von 33 Prozent im kommenden Jahr. In diesem Jahr dürfte die Zahl der Insolvenzen aufgrund der erweiterten fiskalischen Unterstützung in vielen Märkten sowie auch teilweise bedingt durch die Fortsetzung der Insolvenzrechtsänderungen niedrig bleiben. Bis Ende 2022 erwartet Atradius dagegen, dass die Insolvenzen in den meisten beobachteten Märkten im Vergleich zum Vor-Pandemie-Niveau höher sein werden. „Damit kehren wir zur Normalität bei den Insolvenzen zurück, verstärkt noch durch einen bestimmten Anteil an Unternehmen, die 2020 vor der Insolvenz gerettet wurden“, sagt Langen. Teilweise trage auch eine langsamere wirtschaftliche Erholung zu höheren Insolvenzen bei.

Drei Faktoren werden die Zahl der Insolvenzen im kommenden Jahr nach Einschätzung von Atradius im Wesentlichen nach oben treiben: Erstens gebe es eine verzögerte Wirkung von Insolvenzen, die unter normalen Umständen – kein Fiskalpaket, keine Insolvenzmoratorien – schon 2020 eingetreten wären. Zweitens verursache das Auslaufen der fiskalischen Unterstützungen nach und nach einen Anstieg der Insolvenzen. Dies dürfte grundsätzlich zu einem „normalen“ Niveau zurückführen, ähnlich wie in der Zeit vor der Pandemie. Der dritte Faktor ist der Effekt der wirtschaftlichen Entwicklung. Aus historischen Zusammenhängen sei bekannt, dass Insolvenzen in expansiven Konjunkturzyklen im Allgemeinen abnehmen, und zunehmen, wenn sich das Wachstum verlangsamt oder sogar zurückgeht.

 

Europa und die Welt

Auf regionaler Ebene erwartet Atradius in diesem Jahr einen Anstieg der Insolvenzen in Europa, während der Trend in Nordamerika und im asiatisch-pazifischen Raum weiterhin rückläufig sein werde. In Nordamerika seien die Insolvenzen aufgrund der starken fiskalischen Unterstützung durch die USA und einer robusten Wirtschaftserholung immer noch sehr gering. Auch im asiatisch-pazifischen Raum werde die fiskalische Unterstützung relativ lange aufrechterhalten. „2022 werden die Insolvenzen in allen drei Regionen zunehmen, wobei der höchste Anstieg im asiatisch-pazifischen Raum erwartet wird und etwas geringere Zunahmen in Europa und Nordamerika erwartet werden“, so Thomas Langen. Während der Anstieg im asiatisch-pazifischen Raum 2021 von einer niedrigen Basis ausgeht, werde der Anstieg in Nordamerika durch das relativ starke US-Wachstum begrenzt. In Europa dürften die Insolvenzen im zweiten Jahr in Folge zunehmen.

Länder mit einem Insolvenzanstieg

Betrachtet man die Prognosen für 2021 und 2022 auf Länderebene, ist erkennbar, dass bis 2022 das Insolvenzniveau im Vergleich zum Vor-Pandemie-Niveau erhöht sein wird. Die Kombination aus verzögerten Insolvenzen ab 2020, der Rückkehr der Insolvenzen auf ein „normales“ Niveau beim Auslaufen der fiskalischen Unterstützung und der Auswirkung des BIP-Wachstums auf die Insolvenzen führen in den meisten beobachteten Märkten zu einem Insolvenzanstieg. Diese dürften in Italien (plus 34 Prozent), im Vereinigten Königreich (plus 33 Prozent) und in Australien (plus 33 Prozent) im Vergleich zum Vor-Pandemie-Niveau am höchsten sein. In Australien dürfte der Anstieg aufgrund des Auslaufens der fiskalischen Unterstützung gegen Ende 2021 hauptsächlich im kommenden Jahr erfolgen. Für die Vereinigten Staaten erwartet Atradius für 2022 ein um sechs Prozent höheres Insolvenzniveau als 2019.

 

Länder mit stabiler und rückläufiger Insolvenzentwicklung

Dagegen wiesen einige Länder bis 2022 eine stabile Insolvenzentwicklung auf. Beispiele seien Deutschland (plus zwei Prozent) und in geringerem Maße auch Schweden (plus drei Prozent) und Japan (plus vier Prozent). In diesen Märkten normalisiere sich das Insolvenzniveau trotz der Pandemie. Brasilien (minus 35 Prozent), Südkorea (minus 15 Prozent) und Irland (minus 10 Prozent) dürften die einzigen Märkte mit deutlich geringeren Insolvenzen im Jahr 2022 im Vergleich zu 2019 sein. Die Gründe: Geringere Basiseffekte, die Ausweitung der fiskalischen Unterstützung sowie die ausreichend starke wirtschaftliche Erholung.

 

Nach 2022 erwartet Atradius, dass die weltweiten Insolvenzen zurückgehen oder konstant bleiben. Die Insolvenzquoten werden sich weitgehend normalisiert haben und sogenannte „Zombiefirmen“, die ohne Unterstützung nicht überleben können, sind bereits bankrott. „Es ist klar, dass das Auslaufen der fiskalischen Unterstützung einige Unternehmen kurzfristig vor Herausforderungen stellen könnte, da sie wieder in einem Umfeld ohne nennenswerte staatliche Unterstützung agieren müssen“, sagt Langen. Einige Firmen seien besonders anfällig, da sie höhere Schulden aufgenommen hätten, um die Corona-Pandemie zu überstehen.

 

Über Atradius

Atradius ist ein globaler Anbieter von Kreditversicherungen, Bürgschaften, Inkassodienstleistungen und Wirtschaftsinformationen mit einer strategischen Präsenz in mehr als 50 Ländern. Die von Atradius angebotenen Produkte schützen Unternehmen weltweit vor den Ausfallrisiken beim Verkauf von Waren und Dienstleistungen auf Kredit. Atradius ist Mitglied der Grupo Catalana Occidente (GCO.MC), einer der größten Versicherer in Spanien und einer der größten Kreditversicherer der Welt. 

 

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