Steigende Zahlungsrisiken bei Fleischverarbeitern

Pressemitteilung

Die Risikoprüfer von Atradius rechnen auch künftig mit mehr Zahlungsausfällen und Insolvenzen in dem Bereich.

Für die Lieferanten und Dienstleister der fleischverarbeitenden Industrie in Deutschland ist die Gefahr von Zahlungsausfällen in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen. Darauf weist Atradius, weltweit zweitgrößter Anbieter von Kreditversicherungen, auf Grundlage einer internen Analyse hin. Besonders bei Unternehmen im Segment Schweinefleisch hat sich die Liquiditätslage zuletzt verschärft, konstatieren die Risikoprüfer des Versicherers. Sie rechnen damit, dass es in diesem Bereich auch künftig vermehrt zu Zahlungsausfällen und Insolvenzen kommen wird.

„Bereits seit Längerem sorgen steigende Kosten und schwindende Margen dafür, dass es für die Lebensmittelbranche jedes Jahr insgesamt etwas schwieriger wird“, sagt Michael Karrenberg, Regional Director Risk Services Germany, Central, North, East Europe & Russia/CIS. „Den schwersten Stand innerhalb des Sektors hat aktuell die fleischverarbeitende Industrie. Aus unserer Sicht ist es sehr wahrscheinlich, dass sich hier im Zuge von Konsolidierungen das Zahlungsrisiko weiter erhöhen wird.“

Fleischverarbeiter: Steigende Beschaffungspreise kaum weiterzugeben

Den Fleischverarbeitern machen aktuell vor allem steigende Preise für Verarbeitungsstücke zur Herstellung von Wurstwaren zu schaffen, besonders für Schweinefleisch. Durch die höheren Beschaffungskosten verringern sich die Profite der Weiterverarbeiter, da sie in den meisten Fällen langfristige Verträge mit dem Handel haben und ihre Produkte nur zu festgelegten Preisen weiterverkaufen können. „Viele Unternehmen verfügen nur über eine geringe Markenausprägung und relativ leicht austauschbare Produkte. Preiserhöhungen lassen sich vor diesem Hintergrund kaum durchsetzen“, erläutert Michael Karrenberg. „Gleichzeitig stellt die Beschaffung von Fleisch bei vielen Herstellern den größten Kostenblock dar. Die derzeitige Preisentwicklung wirkt sich deshalb besonders gravierend aus.“

Neben den höheren Beschaffungskosten hat auch der gesetzliche Mindestlohn in Deutschland den finanziellen Druck bei vielen Fleischverarbeitern vergrößert. Darüber hinaus besteht aus Sicht von Atradius weiterhin ein Überangebot von Standardfleischprodukten auf dem Markt, trotz der zuletzt gesunkenen Herstellungsmengen. „Die Tendenz vieler Verbraucher, immer mehr höherwertige Lebensmittel zu verzehren, dürfte sich auch künftig auf den Fleischmarkt und das Geschäft vieler Unternehmen auswirken“, sagt Michael Karrenberg. „Anbieter, die neue Nischen finden und sich auf hochwertige Angebote spezialisieren, werden die aktuelle Entwicklung am Markt deutlich besser überstehen.“

Zahlreiche Betrugsversuche erschweren Situation der Branche zusätzlich

Atradius beobachtet darüber hinaus bereits seit mehreren Jahren, dass Unternehmen der Lebensmittelbranche deutschlandweit überdurchschnittlich häufig von Betrug betroffen sind. „Im Durchschnitt vermerken wir wöchentlich zwei bis drei Betrugsversuche, die auf Nahrungsmittelanbieter hierzulande abzielen. Der Sektor ist damit der mit Abstand anfälligste. Das sorgt für zusätzliche Unsicherheiten und kann die Finanzlage eines Abnehmers zusätzlich verschärfen“, erläutert Michael Karrenberg. 

Lebensmittel, insbesondere hochwertiger Fisch sowie Obst und Gemüse, sind für Kriminelle eine beliebte Ware, weil sie sich schnell und häufig ohne Rechnung weiterverkaufen lassen. Die Betrüger beziehen dabei die Waren bei Lebensmittelherstellern auf Rechnung, ohne sie zu bezahlen. Vor diesem Hintergrund macht Atradius seine Kunden regelmäßig auf Betrugsanzeichen aufmerksam. Lieferanten sollten beispielsweise vorsichtig sein bei Unternehmen, die Produkte ordern, die nicht zu ihrem Geschäftsmodell passen; außerdem bei Abnehmern, die kürzlich mehrfach den Eigentümer und die Firmenadresse gewechselt haben, die kein Interesse an der Höhe der Einkaufspreise zeigen oder die dem Kreditversicherer unaufgefordert Finanz- und Bonitätsauskünfte aufdrängen. 

Lebensmittelbereich: Schadenvolumen im laufenden Jahr angestiegen

Die Lebensmittelindustrie ist die drittgrößte Industrie Deutschlands. Aktuell prüft Atradius für seine Kunden das Forderungsausfallrisiko von mehr als 11.800 deutschen Abnehmern in der Branche. Der Kreditversicherer bewertet hierbei alle Firmen individuell auf Basis von Finanzkennzahlen und weiteren Daten. Atradius analysiert darüber hinaus auch intensiv, ob die Geschäftsstrategien der Marktteilnehmer zukunftsfähig sind. 

Das Schadenvolumen im deutschen Lebensmittelbereich ist im laufenden Jahr insgesamt leicht gestiegen und macht derzeit rund 11 % des Gesamtschadenvolumens von Atradius in Deutschland aus. 

Außer bei den Verarbeitern von Fleisch weist der Kreditversicherer auch im Getränkebereich auf mögliche Forderungsausfälle hin, unter anderem bei Saftherstellern. Im Milchbereich hat sich dagegen das Zahlungsrisiko bei Milcherzeugern und  Molkereien – nach einer Verschärfung der Lage besonders im letzten Jahr – wieder verringert. 

Über Atradius

Atradius bietet weltweit Kreditversicherung, Bürgschaften und Inkassodienste mit seiner strategischen Präsenz in mehr als 50 Ländern an. Atradius hat Zugang zu Bonitätsinformationen von 240 Millionen Firmen weltweit. Mit den Kreditversicherungs-, Bonding- und Collections-Produkten von Atradius können sich Unternehmen auf der ganzen Welt vor Ausfallrisiken schützen, die mit dem Verkauf von Waren und Dienstleistungen auf Warenkredit verbunden sind. Atradius ist Teil der Grupo Catalana Occidente (GCO.MC), die in Spanien zu den größten Versicherern und weltweit zu den größten Kreditversicherern gehört.


Für weitere Informationen:

Atradius Kreditversicherung                    

Stefan Deimer
Pressereferent
Telefon: +49 (0) 221 204-2016
E-Mail: stefan.deimer@atradius.com

Astrid Goldberg                            
Pressesprecherin                        
Telefon: +49 (0) 221 2044-2210                
E-Mail: astrid.goldberg@atradius.com