Ergebnisse Zahlungsmoralbarometer Schweiz 2017

Pressemitteilung

Atradius-Befragung: Schweizer Unternehmen in Westeuropa am häufigsten von säumigen Zahlern betroffen

Zürich/Köln/Amsterdam, 11. April 2017 – Laut des aktuellen Atradius Zahlungsmoralbarometers waren Schweizer Unternehmen im vergangenen Jahr in Westeuropa am häufigsten von Zahlungsverspätungen betroffen. 95,4 % der Studienteilnehmer meldeten für 2016 einen Rechnungsausgleich nach Fälligkeitstermin von einem oder mehreren Firmenkunden aus dem In- oder Ausland – weit mehr als der regionale Durchschnitt, der bei 87,8 % liegt. Auch der Ausblick der befragten Schweizer Firmen ist eher verhalten: Für die kommenden zwölf Monate erwarten mehr als 30 % von ihnen, dass sich die Zahlungsmoral ihrer Firmenkunden verschlechtern wird; nur 12 % hingegen rechnen mit einer Verbesserung.


Im Durchschnitt waren 2016 bei den Schweizer Studienteilnehmern mehr als 46 % des Gesamtwerts der Forderungen am Fälligkeitstag nicht beglichen (Westeuropa: 41 %). Im vergangenen Zahlungsmoralbarometer lag dieser Wert bei den Schweizer Firmen noch unter 43 %. Ausser dem Wert der fälligen Forderungen hat sich auch die Dauer der Zahlungsverzögerungen innerhalb eines Jahres für die Schweizer Unternehmen erhöht – um fünf Tage bei inländischen Kunden und um einen Tag bei ausländischen.
Als häufigsten Grund für Zahlungsverzögerungen nannten die Schweizer Lieferanten Liquiditätsprobleme beim Abnehmer, allein für das innerschweizerische Geschäft gaben dies 56,1 % als Ursache für einen verspäteten Rechnungsausgleich an. Die Verwendung ausstehender Rechnungsbeträge zu Finanzierungszwecken wurde mit 21,3 % am zweithäufigsten genannt, die Umständlichkeit des Zahlungsverfahrens am dritthäufigsten (20,7 %).

1,0 % des Gesamtwerts der Forderungen im Schweizer Firmengeschäft mussten bei den Befragten als uneinbringlich abgeschrieben werden (Westeuropa: 1,3 %), wobei mit 0,8 % inländische Aussenstände häufiger abgeschrieben wurden als ausländische. Die ausfallgefährdetsten Branchen waren dabei Bau, langlebige Gebrauchsgüter, Geschäfts- und Finanzdienstleistungen. Als Ausfallgründe nannten die Schweizer Befragten vor allem den Konkurs des Abnehmers (60 %), die Unauffindbarkeit des Schuldners (26 %) und die hohen Kosten der Verfolgung von Schuldnern (24 %).

Ergebnisse Westeuropa: Zahlungsverzögerungen nehmen zu

Dass rund neun von zehn der für das Atradius Zahlungsmoralbarometer Westeuropa befragten Unternehmen berichteten, im vergangenen Jahr von einem oder mehreren in- oder ausländischen Kunden zu spät bezahlt worden zu sein, erklärt sich unter anderem damit, dass Abnehmer derzeit dazu tendieren, sich mehr Zeit zu lassen, um ihre Rechnungen zu bezahlen. In der Folge reduzierten sich die Geschäfte, bei denen ein Lieferantenkredit gewährt wurde, um 2 % in Europa (Schweiz: -1 %).
Laut Befragung stieg die durchschnittliche Forderungslaufzeit in Westeuropa bei inländischen Firmenkunden von 54 Tagen im Jahr 2014 auf 59 Tage im Jahr 2016. Bei ausländischen Abnehmern erhöhte sich die durchschnittliche Forderungslaufzeit im selben Zeitraum von 52 auf 53 Tage. Dass insgesamt 43 % der Studienteilnehmer inländischen Kunden Zahlungsziele gewährten – gegenüber 35 % ausländischen – zeigt, dass das Vertrauen in inländische Abnehmer insgesamt höher ist – trotz der zunehmenden Forderungslaufzeit. Als Gründe für Zahlungsverzögerungen nannten 44 % der Studienteilnehmer Liquiditätsengpässe seitens der Kunden, 26 % gaben an, dass ihre Abnehmer offene Rechnungen als Finanzierungsmittel nutzen. 24 % der Befragten teilten zudem mit, dass zu komplizierte Überweisungsverfahren einer zeitigen Rechnungsbezahlung im Wege stünden, was insbesondere im Auslandsgeschäft zutraf.

Offene Rechnungen immer häufiger als Finanzierungsinstrument genutzt

Andreas Tesch, Chief Market Officer von Atradius, kommentiert: „Da der Zugang zu traditionellen Finanzierungen insgesamt schwieriger geworden ist, nutzen Abnehmer häufiger offene Rechnungen bei ihren Lieferanten und Dienstleistern als alternatives Finanzierungsmittel. Mit steigendem Margen- und Liquiditätsdruck ist ein restriktiveres Gewähren von Zahlungszielen oft die einzige Möglichkeit für Lieferanten und Dienstleister, um ihre eigene Finanzlage stabil zu halten. Zu empfehlen ist dieses Vorgehen, wenn sich die Abnehmerbonität verschlechtert. Sollte das aber nicht der Fall sein, gibt es effektivere Wege, um das eigene Kreditrisiko zu optimieren und neue profitable Geschäftsmöglichkeiten zu verwirklichen, zum Beispiel mithilfe unseres Online-Tools ‚Atradius Insights‘.“


Ohne eine signifikante Verbesserung des Insolvenzklimas insgesamt ist auch der Gesamtwert der uneinbringlichen Forderungen in Westeuropa mit 1,3 % nahezu stabil geblieben. Im vorherigen Atradius Zahlungsmoralbarometer lag dieser Wert bei 1,4 %.   


„Eines der auffälligsten Ergebnisse der Studie für Westeuropa ist, dass bei vielen Unternehmen insbesondere Inlandsgeschäfte für einen großen Teil der Forderungsausfälle sorgen. Es ist genauso wichtig, sich gegen Forderungsausfälle durch heimische Abnehmer abzusichern wie durch ausländische. Atradius hilft seinen Kunden dabei, ihr Forderungsmanagement intelligenter und effektiver zu gestalten. Das Ergebnis der zunehmenden Nutzung unserer Produkte und Services ist eine höhere Profitabilität von Geschäften mit Lieferantenkrediten“, sagt Andreas Tesch.

Das Zahlungsmoralbarometer von Atradius

Atradius erhebt mit seinem Zahlungsmoralbarometer für Westeuropa jedes Jahr Informationen über das Zahlungsverhalten im Firmengeschäft. Für die aktuelle Ausgabe wurden rund 2.800 Unternehmen in 13 Ländern zu den Zahlungserfahrungen mit ihren Kunden befragt. Genauer betrachtet wurden dabei Trends bei der Durchführung des Forderungsmanagements, wahrgenommene Schwierigkeiten in puncto Rentabilität, die Forderungslaufzeit und nicht zuletzt die Zahlungsmoral, unterteilt nach Branchen und Unternehmensgrössen.

Über Atradius

Atradius bietet weltweit Kreditversicherung, Bürgschaften und Inkassodienste mit seiner strategischen Präsenz in mehr als 50 Ländern an. Atradius hat Zugang zu Bonitätsinformationen von 240 Millionen Firmen weltweit. Mit den Kreditversicherungs-, Bonding- und Collections-Produkten von Atradius können sich Unternehmen auf der ganzen Welt vor Ausfallrisiken schützen, die mit dem Verkauf von Waren und Dienstleistungen auf Warenkredit verbunden sind. Atradius ist Teil der Grupo Catalana Occidente (GCO.MC), die in Spanien zu den größten Versicherern und weltweit zu den größten Kreditversicherern gehört.


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